06Februar
2013

Wishing you well

Heute am Steuer: Viola Heute auf dem Bett: Florian Liegewiese Der schöne Schmodderbodensee Taurarua in Auckland

Wohlig eingeengt erwachten wir so gegen 9.30 Uhr. Ganz gegen die Konvention konnte nur Viola nicht wieder einschlafen. Merkwürdig…Da aber vor unserem Auto schon ein Parkplatzwächter in Sicht war, machten wir uns dann doch rasch vom Acker, denn eigentlich galt das freie Parken nur bis morgens um 8.30 Uhr, nicht bis 10.30 Uhr, als wir wegfuhren. Naja, vielleicht wurde das heute, am nationalen Feiertag anlässlich des Waitangi Treatys von 1840 nicht so eng gesehen. Michèl wies uns den Weg zu einem kleinen Binnensee inmitten von Auckland, mit einem Strand und einer schönen Liegewiese. Auf dem Steg aßen wir bei strahlendem Sonnenschein unser letztes gemeinsames Frühstück: Florian und Michèl wir immer Toastbrot mit massenhaft ‘ahselnütt (Florians Sprechweise für Hazelnut-spread =Noname-nutella) und wir Zwiebelbrot mit eben diesem Aufstrich und Marmelade. Als wir wieder alles einpacken wollten, strömte und auf einmal ein pestillenzartiger Gestank entgegen. Wo kam der denn her? Unsere Schnuppernäschen fanden ganz schnell die Quelle: Unsere Kühltasche, die diesen Namen eigentlich längst nicht mehr verdient. So jetzt musste nur noch der Übeltäter gefunden werden. Und da war er auch schon: Unsere letzten Zucchini waren ganz matschig, sonderten eine komische Flüssigkeit ab und stanken bis zum Himmel. Also ab damit in die Tonne. Es folgten der Rest Käse und Feta, die in der Suppe ein Bad genommen hatten. Nachdem wir alles gesäubert hatten, nahmen auch wir ein Bad. Allerdings nicht in der ekligen Brühe, sondern in dem See. Das Wasser war echt erfrischend! Man durfte nur auf keinen Fall aufhören sich zu bewegen, sonst hätte es leicht kühl werden können. Wichtig war auch, den Boden nicht zu berühren, da dieser ganz seltsam schleimig war. Recht schnell verließen wir den See wieder und ließen uns die Sonne auf den immer noch bleichen Bauch scheinen und beobachteten Cricket-Spieler dabei. Den Sinn des Spiels haben wir immer noch nicht erfasst.

Die Anmerkung von Florian, dass Chris in zwei Stunden Dreadlocks bekommt, wenn sie ihre momentane Hygieneroutine beibehält, brachte uns auf die Idee, doch mal die öffentliche Dusche am See zu benutzen. Da wir ja nicht das Mehr verschmutzen wollen, benutzten wir selbstverständlich keine Seife, aber wir fühlten uns trotzdem schon tausendmal sauberer. Und bis jetzt hat uns weder jemand auf unseren Geruch angesprochen, noch ist Chris zu einer Rastawomen geworden. Also warum was ändern?

Nun mussten sich Michèl und Florian entscheiden, ob sie heute aus Auckland mit dem Bus abfahren, oder ob sie sich noch einmal das Auto anschauen und eventuell kaufen. Sie entschieden sich schließlich gegen das Auto, da ein Kauf bedeuten würde, dass sie direkt nach dem Surfkurs in Raglan wieder Arbeit haben müssten, was eigentlich nicht ihr Plan war. So blieb noch eine Stunde bis zur Abfahrt des Busses.. Unsere letzte Stunde zusammen für die nächste Zeit. Wir fuhren also wieder ins Centrum von Auckland und stellten uns dort direkt in eine Tow-away-area (Abschleppzone). Naja, die Abschlepper werden schon Mitleid mit uns haben. Wir packten also den gesamten Kram der beiden zusammen und warfen, als alles draußen war einen verblüfften Blick ins Auto. So viel Platz nur für uns beide! Nun war der Zeitpunkt des Abschiednehmens gekommen. Viele lange Umarmungen, Aufmunterungen und Beteuerungen des baldigen Wiedersehens später, verließen uns die Jungs und verschwanden mit ihrem Riesengepäck hinter der nächsten Ecken. Wir winkten bis zum letzten Moment. Kaum waren sie verschwunden, fielen wir uns in die Arme, klatschten uns ab, lachten laut und riefen begeistert: „Wir sind wieder zu zweit!“. Diese komische Gefühlsregung verging so schnell, wie sie gekommen war und schon waren wir wieder traurig. Wie sie uns fehlen würden! Es war so anschaulich, ansehnlich, attraktiv, bezaubernd, geschmackvoll, hinreißend, sexy, traumhaft, verführerisch, wundervoll, ästhetisch, eindrucksvoll, erheblich, herrschaftlich, astronomisch, absurd, besessen, degeneriert, exaltiert, exzellent, galaktisch, linkisch, paranoid, phänomenal, schizoid, wahnwitzig, wirr, edel, wohlproportioniert, zauberhaft, charmant, drollig, herzig, lieblich, niedlich, possierlich, putzig, schnurrig, ulkig und zwergenhaft, witzig, abenteuerlich, eklig, abwechslungsreich, kurzweilig, unterhaltsam, anregend, außergewöhnlich, spannungsreich, spritzig, sprudeln, abenteuereich, mutig, verwegen, wagemutig, wechselvoll, wild, bewegt, vertrauensvoll und episch mit euch! Wir werden diese Zeit niemals vergessen. Wir freuen uns schon euch alle wiederzusehen!

Jetzt musste aber erst mal unser Plan für heute abgearbeitet werden. Großes Ziel: Ein Zelt kaufen! Also ab zum Kathmandu. Mit im Gepäck ein Handtuch und ein T-shirt von Lukas, dass er bei uns vergessen hat. Ja, wir würden ihn und Felix schon wieder treffen, werden wir uns jemals für langer als einen Tag nicht sehen? Im Kathmandu fanden wir schnell das perfekte Zweimannzelt für uns. Kostenpunkt: 749,98$. Oha. Das ist einiges. Aber wir Glückpilze und Sparfüchse sind genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen, es gab 50% Rabatt! Nach einer kurzen Internetrecherche in unseren Handys auf bequemen Campingstühlen war klar: Ein super Angebot. Bevor wir jedoch zuschlagen konnten, wurden wir auf einmal von Lukas freudig in die Arme geschlossen. Wir waren wieder vereint! Wir chillten noch eine Weile gemeinsam rum, ließen uns von Felix noch ein allerletztes Mal den Rücken einrenkten, stöberten ein wenig im Laden rum, fanden ein fast ganz Umweltfreundliches Shampoo, was noch in den Warenkorb wanderte und legten dann unser gesamtes Bargeld auf den Tisch. Ade, liebes Geld, Willkommen Zelt! Jetzt können wir ALLES machen! Wir verabschiedeten uns zum letzten Mal von Lukas und Felix und gingen zum Geld abheben. Obwohl es schon halb sechs war, gingen wir nicht zum Auto, um endlich Auckland zu verlassen, sondern – zur Bücherei. Free wifi halt. Und ihr wollt ja Blogeinträge, oder? Die Bücherei hatte geschlossen, das Internet war noch da. Jetzt brauchten wir nur noch Strom. So setzten wir uns das erste Mal in Neuseeland in ein Café, das Esquires Coffee und bestellten uns einen Cappuccino und einen English Latte. Also wurden sämtliche Elektro-Geräte in die Steckdose gesteckt und fleißig Blog geschrieben. Wir blieben, bis die Türen bereits abgeschlossen waren. Und auch dann konnten wir uns nicht vom Internet verabschieden. So setzten wir uns raus in die Kälte und erledigten alles. Und blieben immer noch. Denn wann hat man schon Mal die Chance „How I met your mother“ zu schauen? Als wir nach einer Viertelstunde gerade mal vier Minuten im Video weit gekommen waren, brachen wir schließlich ab und gingen endlich zum Auto. Wir bereiteten unser Nahtlager und werfen dann bei einem Haferkeks einen Blick auf die Karte. Wohin fahren wir? Interessant, es war nicht weit bis Bombay. Wer wollte nicht dort schon Mal eine Nacht verbringen? Unser Ziel für den Abend stand also fest und los ging die Fahrt. Wir machten noch einen Stopp an der Tankstelle und tankten und pumpten die Reifen auf. Um 11Uhr kamen wir in Bombay an und mussten feststellen, dass erstens Auckland noch in Sichtweite war und zweitens die Stadt viel zu gruselig für uns war. Wir waren doch nur noch zu zweit, ohne unsere männlichen Beschützer! Wir fuhren wieder zurück in Richtung Highway und parkten auf einer Raststätte, die gar nicht gruselig war, direkt neben wunderschönen Toiletten mit Steckdose, einem McDonalds und einer Tankstelle mit freiem Internet. Wir überlegen uns für immer hier zu bleiben, man hat hier einfach alles, was man braucht! Den restlichen Abend verbrachten wir im Eingangsbereich der Toilette. Jaja, Strom ist schon was Feines! Während wir unsere Gefühlswelt von gestern zu Papier brachten, lauschten wir „wishing you well“ von Stanfour. Das Lied gehört euch, Gute Reise!