05Februar
2013

Ein Schlag wie von Mikes Elektrozaun

Pizzaessen im Albert ParkHarbour BridgeWolkendrache in der SkylineAm Queen's Wharf

Ganz ohne Wecker wachte Lukas um 8 Uhr auf und weckte uns. Es war Zeit die anderen abzuholen. Wir kamen pünktlich am YHA an und schmuggelten uns erst einmal hinein um unsere Trinkflaschen aufzufüllen, unsere Blasen hingegen zu entleeren. Entwarnung: Das eine floss nicht in das andere! So schlau waren wir auch noch. Nachdem wir Michèls und Florians Gepäck wieder bei uns aufgenommen hatten, sie zu den offices von deren Work & Travel - Organisationen liefen, suchten wir mit Lukas einen Parkplatz für den Tag. Am oberen Ende der Queen Street wurden wir fündig. Für 10, 50 $ konnten wir den ganzen Tag dort parken. Wir spülten noch unsere ekeligen Dosen, dann machten wir uns auf den Weg ins CBD (central business district). Unser erstes Ziel war die Post, da wir ein Paket nach Deutschland schicken wollten mit unserer kaputten Festplatte und einer unlesbaren SD-Karte, die unsere gesammelten Videoclips beinhaltet und dringend repariert werden muss. Da unser Paket noch nicht vollständig gefüllt war (Chris hätte noch Muscheln gehabt, aber die mal wieder im Auto vergessen…), packten wir halt noch Müll hinein, den wir in unseren Taschen gefunden haben. Viel Spaß beim Öffnen!!

Als das erledigt war, liefen wir die Queen Street runter zu Bond+Bond, einem Elektronikladen, wo wir uns eine neue externe Festplatte kaufen wollten. 1 TB war uns aber zu groß, sodass wir uns trotz des Schnäppchens nicht dazu verleiten ließen nicht doch noch einen Preisvergleich durchzuführen. So liefen wir die Queen Street noch weiter hinunter zu Dicksmith. Dort wartete unsere neue hard drive auf uns: seagate, 750 GB, 109 $. Wir haben alles verglichen, bestes Stück für uns! Viola kaufte sich noch einen Adapter für die Mini-SD ihres Handys, Lukas ein neues Kabel für seine Kopfhörer. Das viele Geld ausgeben hatte uns hungrig gemacht, sodass wir uns mit Michèl und Florian bei Domino’s Pizza neben dem Skytower trafen. 15 Minuten später trug Florian unsere fünf duftenden Pizzen in den Händen, während wir uns den steilen Berg zum Albert Park hochkämpften. Michèl musste uns beide ziehen, sonst wären wir in hundert Jahren noch nicht angekommen. „Michèl, woher nimmst du die Energie?!?!?“-„Ich hab son Hunger!!!“ Ach so, das erklärt Einiges. Hunger verleiht halt manchmal Flügel. Oben fläzten wir uns neben die majestätische und würdevolle Statuette von Sir George Grey und verschlangen dann unsere Pizzen. Leeeeecker!!

Essen macht müde, das wissen wir ja bereits. Deshalb legten wir ein kleines Mittagsschläfchen ein, das uns allen ganz gut tat. Die Sonne schien uns auf den Pelz und irgendwas im Gras biss uns in die hübschen Waden. Um 15.30 Uhr bekamen wir Besuch von Tian! Sie kam gerade von Wohnungsbesichtigungen und hatte den Nachmittag frei um ihn mit uns zu verbringen. Voll cool! So gingen wir, das Wetter ließ uns keine andere Wahl, zu Valentino’s gelato am Hafen. Dort verspeisten wir gemütlich unsere speziellen Eissorten: Fejoa, Pineapple, Passionfruit und Zabajone (Honig, Wein, Gewürze). Lukas hingegen liebte es klassisch mit Schokolade und Stracciatella. Tian aß eine Waffel mit einer Kugel weißer Schokolade und auch Stracciatella. Nach ner Weile bekamen wir einen Anruf von Felix, er war aus Kaitaia nach Auckland getrampt. Kurze Zeit später hatte er den Weg zu uns gefunden und gesellte sich mit Eis zu uns an den Tisch. Im Gepäck hatte er noch Sachen, die in Kaitaia vergessen worden waren: Michèls geliebten Kulturbeutel und Lukas Kamerahalterung.

Mit versammelter Mannschaft gingen wir noch die Queen’s Wharf entlang, setzten uns auf eine Mauer mit Blick auf die Harbour Bridge. Wir genossen das schöne Panorama vor und hinter uns. Hinter uns erhoben sich nämlich große schwere weiße Wolken, die eindrucksvoll die Skyline untermalten und sich wie ein chinesischer Drache durch die Hochhäuser wanden. Nach einer Weile des Chillaxens war es Zeit Abschied zu nehmen, Tian ging zu einem Geburtstag und wir wollten ja nun auch endlich mal Auckland verlassen! Wir sechs gingen die Queen Street also wieder hoch, machten eine Toilettenpause bei Burger King und erfuhren dann von zwei Backpackern, die ihr Auto verkaufen wollten. Es war wohl so ein Bus wie unser Toyota Hiace, und die beiden wollten nur 1500 $ dafür haben, da sie schon in zwei Tagen abreisen würden. Michèl und Florian waren interessiert, schauten sich den Wagen an, wir wollten ihnen folgen, doch verloren sie bald, sodass wir wieder umkehrten und bei Domino’s auf sie warteten.

Sie kamen irgendwann zurück, waren jedoch noch unentschlossen, was den Autokauf anging. Da sich schon der Tag dem Abend zuneigte, mussten wir mal langsam einen Plan für den weiteren Verlauf aufstellen. Wenn die beiden das Auto kaufen wollten, dann würden wir ja noch mindestens bis morgen bleiben müssen. Doch dann kam alles anders. Auf die Frage hin, ob sie denn jetzt überhaupt noch mit uns nach Coromandel reisen wollten, wenn sie ihr eigenes Auto hätten, folgten erst nur ein betretenes Schweigen und dann eine zögerliche Erklärung. Das Auto war nicht der Grund….dass sie uns verlassen würden. Waaaaaaaaaas?!?! Wir dachten, wir hörten nicht richtig. Wir waren doch gerade erst aus Kaitaia weggefahren und hatten doch noch so viel vor! Anscheinend hatten sie sich gestern Abend umentschieden, wollten frei sein wie wir. Und halt nicht nach Coromandel, sondern nach Raglan fahren. Na gut….nein, nichts war gut. Traurig füllten sich unsere Augen mit kleinen Kullertränen. Warum denn hatten sie den ganzen Tag nichts zu uns gesagt? Immer wieder nebenbei hatten wir Andeutungen von Felix und Lukas gehört, doch zu uns hatten sie kein Wort gesagt. So traf es uns doch wie ein Schlag von Mikes Stromzäunen- ganz tief drin. Keine Ahnung, was wir jetzt sagen sollten. Plötzlich standen wir mit leerem Auto, leeren Herzen und einem leerem Magen da. Ab in den Countdown und Frustessen kaufen. Warum ist das so teuer?! So kann man nicht Frustessen. Ja, wir meinen, wenn man schon mit dem Vorsatz reingeht: „Brauchen wir irgendwas?“- „Nein, wir gehen rein und finden was, das wir kaufen können!“, dann sollte doch auch was Anständiges bei rausspringen. Aber unser Sparfuchsgeist war noch am Leben, sodass wir uns doch keine zwei Schokoladenkuchen für 7 $ kauften, auch keine 1,5 L Eispackung, kein Tiramisu in Plastikfolie, kein Glas Nutella, keine zwei 1L-Joghurtbecher für 9 $...wir waren schon wieder verzweifelt, da kam die erhellende Bananentheke gerade rechtzeitig: billiger als üblich und noch dazu Pheromontransporteur! Glückshormone konnten unsere Stimmung nicht aufhellen, eine Welle aus Wut und Traurigkeit, Unentschlossenheit und absoluten Wahnsinns überkam uns. Wir entflohen den Umarmungen, den tröstenden Worten, den Besänftigungen, wir wollten nur noch weg. So sprinteten wir wie Verrückte Hand in Hand die Queen Street hinauf- ja, in unserer üblichen herkulischen und sportiven Art und Weise. Dabei ignorierten wir eine rote Ampel, zogen uns gegenseitig an Abgründen vorbei, rauften uns die Haare, blieben stehen, regten uns auf, waren leer, waren traurig, wieder sauer. Aaaaaaaah. Dann überholten uns die anderen auf der anderen Straßenseite und wir flohen weiter. Immer immer immer weiter hinauf. Am Parkplatz angekommen schluckten wir unseren Frust erst einmal hinunter, wir waren ja keine Memmen. Doch dann…flossen die Tränen doch noch. Lukas, Michèl und Florian trösteten uns wie sie nur konnten. Wir werden uns doch wiedersehen. Und seid doch nicht so traurig. Irgendwann ließen wir es dann auch zu. Und ehrlich, wir verstehen, dass ihr frei sein wollt. Das ist auch unser Traum!

Plan: Heute noch einmal im Hostel schlafen, duschen (seit zwei Tagen nicht mehr gemacht), Handy und Laptop aufladen, Lukas und Felix ins BBH-Hostel bringen. Morgen trennen sich unsere Wege. Fast so ging der Plan auf. Lukas und Felix brachten wir zum BK-Hostel in der K’road. Wir verabschiedeten uns von ihnen, die beiden würden am Freitag nach Christchurch fliegen. Die zwei anderen und wir wollten eigentlich ins YHA, doch die waren schon ausgebucht, sodass wir wieder mal auf dem Parkplatz schliefen. Vorher kamen Lukas und Felix noch zu uns, denn wir hatten noch Sachen von Lukas im Auto gefunden. Darunter leider auch eine Dose mit gekochten Eiern. Michèl öffnete sie-iiiiih, das stank ja bestialisch!!!! Bloß weg damit. Naja, die Nacht verbrachten wir vier dann also eingequetscht auf unserer Matratze, ganz nah beieinander. Ach, ihr Lieben, ihr werdet uns so fehlen.