20Dezember
2015

Wir sind wieder da! reloaded

Es war schon wieder Mittag als sich die schlaftrunkene Masse aus der Waagerechten erhob. Da es Sonntag war, hatten wir einen Grund mehr ein besonderes Frühstück zuzubereiten. Sebastian kümmerte sich mit viel Liebe um die Pfannkuchen und harrte stundenlang aus bis ein kleiner Berg mit köstlichen Teiglappen entstanden war. Chris machte ein Stachelbeer-Mus mit einer Kiwi und einer halben Banane, die hervorragend dazu passte. Hm, sooo lecker und gemütlich müssen Frühstücke sein! Pech hatte immer der, der einen Bimbo-Platz an der Küche hatte und ständig aufsprang, um nach den Brötchen zu schauen etc.

Als dann auch der letzte Mensch geduscht hatte und sich mental darauf vorbereitet wurde in die Welt hinauszuziehen, zeigte die Uhr schon 16 Uhr. Mannomann, wir waren in der Tat keine Frühaufsteher. Wir schafften es pünktlich zum Kino, dem kleinen Capitol, das das gigantische Cineplexx von der anderen Straßenseite kritisch beäugt. Selbstverständlich saßen wir im kleinen Kino auch noch im kleinsten Saal und dort auch noch in der ersten Reihe. Da die Hobbit-Filme abgeschlossen sind, mussten wir uns was Neues überlegen und hatten daher beschlossen, den Streifen „Er ist wieder da“ zu gucken. Es handelt von Hitler, der in unserer Zeit sozusagen wiedergeboren wird, jedoch erkennt ihn zunächst niemand als den echten Hitler, sondern nur als einen Schauspieler, der sich täuschend echt wie er verhält. Er begeistert mit seinem Gedankengut die Bevölkerung und erst gegen Ende durchschaut ihn der Journalist, der ihn gefunden hat. Niemand glaubt ihm aber, dass Hitler eine Gefahr ist und man erklärt ihn für verrückt. Schockierend sind einige Szenen, in denen echte Situationen und Interviews mit Leuten auf der Straße gezeigt werden, zu denen der Hitler-Schauspieler hingegangen ist, um mit ihnen zu reden. Wie viele Leute einfach nur bescheuert sind und dumm!! Das ist kaum zu glauben, aber es sind noch einige mit rechten Ansichten unter uns… Auf jeden Fall ein Film, der zum Nachdenken und Diskutieren anregt. Lohnt sich!

Da heute unser Tag der Bildung ist, ging es vom Kino zum Museum Anatomicum, wo Chris arbeitet. Dies ist ein medizinhistorisches Museum mit einer großen anatomischen Sammlung, die von Christian Heinrich Bünger gegründet wurde. Dort sind Präparate aus den Jahren 1650 bis 1950 zu sehen und es ist nicht unbedingt was für Jedermann. Wer sich allerdings für Schädel, Skelette und konservierte Gewebe interessiert, der ist hier genau richtig! Bei der spannenden und informativen Führung von Chris lernten wir viel über alle möglichen Krankheiten, faszinierende Turmschädel und besonders die aufgeschnittene schwangere Frau, das Marburger Lenchen, versetzte uns in Staunen. Lukas und Julian allerdings wandten sich des Öfteren mit blassen Gesichtern ab.

Zu Hause ernannte sich Lukas zum Chefkoch, was wir voller Vertrauen billigten, da wir von seinen zubereiteten Speisen schon oft entzückt kosten durften. So brutzelten nach der lustigen Kochsession bald zwei duftende Nudelaufläufe im Ofen vor sich hin, auf dem Herd wurden noch spontan Schoko- und Vanillepudding gekocht. Ganz begeistert waren wir, als nach dem Essen wirklich alle drei Schüsseln Salat verputzt waren! Es hat wie immer alles grandios geschmeckt!

Bei dem obligatorischen Glühwein und köstlichen Afghans von Lina wurden nun die Karten ausgepackt und Shithead gespielt. Hat man die Regeln sich einmal eingeprägt, so sollte es eigentlich recht leicht sein, doch Lukas wollte einfach nicht einsehen, warum er die vier nicht legen durfte… Da kommen Erinnerungen an Mau-Mau-Spielrunden in Kaitaia auf!

Ausklingen lassen haben wir den Abend auf unserem Matratzenlager mit wohltuendem Sprechgesang namens Deutschrap. Während wir uns alle so richtig gangsta fühlten, brachte uns das Sandmännchen nach und nach einen Orangensaft und so gegen 5 Uhr schlummerten wir in unseren Betten ein.