26Juni
2013

Kernenergie

Back to Bonn with Beethoven Französische Crêpes Türkischer Döner

Nach einer unkonventionellen Nacht am Flughafen, wachten wir morgens auf, als es mit der Zeit begann, immer geschäftiger zuzugehen. Viola wollte noch ein paar Minuten liegen bleiben, Chris konnte das harte „Bett“ nicht mehr ertragen und machte sich stattdessen auf einen kleinen Spaziergang durch das Gebäude. Sie war auf der Suche nach Sara, auch ein Mädel aus unserer Stufe, die ebenfalls in Neuseeland gewesen war, welche auch heute ankommen sollte. Wir würden später erfahren, dass sie erst nachmittags angekommen war. Um 8 Uhr deckten wir uns mit frisch belegten Brötchen von Kamps ein und schritten dann erhaben mit unseren Gepäckwagen zum Bahnhof. An unserem Gleis angekommen, bissen wir in die Semmeln und unsere Lebenskraft aktiviert. Dies äußerte sich so: zereeeeeeppp…und happidi-bumm!!! Wir machten ein Video, das unseren kleinen Ohrbooten-Ausbruch dokumentierte. Ein bisschen Zeitungslesen als Tarnung, doch dann: der Kracher „Autobahn“ und wildes Gedance am Bahngleis. „Tok, tok“, dachte sich so mancher Geselle, der geduldig auf seinen Zug wartete.

Der Zug rollte in den Bahnhof  und wir mit unserem Gepäck in das Triebzeug. Uff. Und direkt machten wir Bekanntschaft mit einem Aussi. Sein Name war Nick und er kam aus Melbourne. Er besuchte in Bonn einen Kumpel, der ein professionelles BMX-Stunt-Video machen wollte. Ziemlich cool! Er war indes begeistert von der deutschen Landschaft und den ganzen Burgen, die wir nach unserem Umstieg in Mainz zu Gesicht bekamen. Wir konnten natürlich mit sämtlichen Sagen und Legenden aufwarten wie zum Beispiel der berühmten Loreley.

Um 11:42 Uhr kamen wir dann am uns sehr bekannten Bonner Hauptbahnhof an. Huhu! Wir sind wieder da. Als Begrüßungsgeschenk bekamen wir belgische Waffeln geschenkt, nachdem wir unser finales „Einlaufvideo“ gedreht hatten. Die 30kg Gewicht auf Rücken und Bauch mit uns schleppend, schlurften wir mühsam direkt in die Innenstadt. Denn bevor es endgültig nach Hause ging, verwöhnten wir unsere Gaumen mit bönnsche Köstlichkeiten: französische Crêpes, italienisches Eis und türkische Döner. Nicht umsonst heißt unser Slogan: Stadt.City.Ville.Bonn. Wir sind halt multi-kulti! Nach der kleinen Verköstigungsreise durch die Innenstadt und einem Päuschen auf dem Rathaus wurde es allerdings schon langsam Zeit zu gehen, es gab in diesem Leben wieder Menschen, die auf einen warteten. Hm, ungünstig. Da wir hier schon als Zu-spät-Kommer bekannt waren, war die Tatsache, was im Folgenden passierte, nicht sonderlich neuartig. Chris wollte direkt nach Duisdorf fahren, Viola hingegen fuhr zur Schule ihrer Schwester, um sie dort abzuholen. Wir saßen also so im Bus, Viola verpasste ihre Haltestelle und dann hieß es verabschieden... Hm, komisch, das mussten wir die letzten acht Monate nicht tun. Wir könnten jetzt genauso tragisch beschreiben, wie wir uns ein letztes Mal umarmten und dann unsere Blicke verloren, als der Bus mit nur einem von uns weiter fuhr, doch Fakt ist, dass wir uns, im Gegensatz zu Michèl, Florian und den anderen, morgen schon wieder sehen können! Von daher folgt jetzt die partagierte Berichterstattung, von den Geschehnissen nach der Trennung im Bus:

Chris:

Chris fuhr weiter bis zur Station „Im Feldpütz“ und stieg aus. Puh, die letzten Meter bis nach Hause. Das wird schon noch klappen. Es ging an der Grundschule vorbei. Ob die kleine Lena von nebenan wohl grad auf dem Schulhof spielt? Einmal die Ampel überquert, da kam auch schon eine Begrüßung von der anderen Straßenseite. „Hallo Christabel!“-„Hallo Lisa-Marie!“. Ach, wie gut, man wird noch von seinen Messdienerschülern erkannt. Nach 100 Metern kam  Chris zu Hause an. Ding-dong. Und schon öffnete Chris‘ Bruder die Tür. <Grins> „Wie siehst du denn aus?“ Ach, der Gammellook in Schlabberhose und Abipulli konnte immer wieder faszinieren.

Und wer lugte hinter dem Türrahmen des Wohnzimmers hervor? Es war Chris‘ Freund, der schon seit zwei Stunden wartete, hupsi… Aber die Schlemmerwoche hatte begonnen und das Essen in der Stadt war schon lange geplant gewesen. Na, denn. /jetzt folgt ein privater Teil/ Und dann saßen wir auf dem Sofa rum, Chris erzählte wie ein Wasserfall und packte Tonnen an Geschenken aus ihrem Rucksack. Das meiste war Essen aus Malaysia. „Und das ist für dich...“

Irgendwann kam auch Chris‘ Mama von der Arbeit und ihr anderer kleiner Bruder. Auch Papa kehrte Heim, verschwitzt vom Radfahren wie er war, schickte Chris ihn zwar erst einmal unter die Dusche, aber freute sich natürlich trotzdem super dolle, ihn wieder zu haben!! Alle freuten sich natürlich alle sehr, ihre Lieblingsschwester/-tochter wieder zu sehen, ist doch klar! Und die Schwester/Tochter freute sich auch! Abends verabschiedete sie sich von ihrem Freund und ging mit ihrem groß gewordenen kleinen Bruder zum Chor. Ach, wie schön! Endlich wieder singen!!! Und alle Leute wieder sehen (und viele neue Gesichter). Viola kam auch, es war eine gute Probe, der Chor war ohne uns doch nicht so schlecht dran! Auch unsere Chorleiterin und ehemalige Musik-LK-Lehrerin war glücklich, uns gesund und munter  zu sehen. Juuuuuhu!! Sweet as!

So nach und nach werden wir also wieder zu Hause in den Alltag integriert.

Viola:

So ging es nun also alleine weiter, bzw. ein Stückchen zurück. Doch bald war der Weg zum EMA geschafft und so zählte diese nicht geliebte Schule zu einen der ersten Orte, die von Viola in Deutschland besucht werden sollten. Eine Schande. Viola wartete und wartete. Niemand kam. Ok, eigentlich kamen ziemlich viele Kinder aus den Klassenzimmern geströmt und liefen hinaus in die Freiheit, nur bekannte Gesichter fehlten. Hatte sich Elisabeth etwa so verändert? Und Johanna war doch auch hier auf der Schule, oder nicht? Schließlich traf Viola auf Leonie, die beste Freundin von ihrer Schwester, die ihr die frustrierende Nachricht überbrachte: Der Besuch der Schule war umsonst gewesen, Viola und Elisabeth hatten sich verpasst. Warum gibt es denn auch mehr als einen Ausgang aus dem Gebäude?

Also wieder in den Bus gesetzt, ausversehen mit Neuseelanddollar bezahlt und ab nach Hause. Klingeling! Die Tür öffnete sich, der Duft nach leckerem Essen strömte Viola entgegen und wen sah sie da mampfend und um circa einen halben Meter gewachsen gemütlich am Tisch sitzen? Elisabeth! Es wurde sich begrüßt und verwirrende Fluggeschichten erzählt, dann warf Viola trotz längst vollem Magen, die Maultaschen in die Pfanne. Wie immer: köstlich! Und wie einfach, wenn man einfach das dreckige Geschirr in die Spülmaschine stecken kann und kurze Zeit später kommt es blitzeblank heraus. Lange blieb Viola nicht zu Hause, die erste Autofahrt stand an, denn Elisabeth wollte zur Musikschule gebracht werden. Oha, alles andersrum.. Es klappte ganz gut, manchmal wischte plötzlich der Scheibenwischer die staubtrockene Scheibe, anstatt dass der Blinker Signale gab und nicht immer klappte das Anfahren problemlos, aber die Straßenseite stimmte schon mal.

Viola nahm noch eine Dusche, entspannte etwas und ging dann zum Chor. War das schön, mal wieder richtig mit vielen Leuten zu singen. Und wir werden sogar direkt nächsten Mittwoch beim Konzert mitwirken. Da sind wir also schon komplett in Deutschland angekommen, doch bis wir uns wieder richtig an den Alltag gewöhnt haben, wird es wohl noch dauern. Viola hat jedenfalls jetzt schon wieder Heimweh (es ist ja fast unser zweites zu Hause geworden) nach Neuseeland.

So schnell kann’s gehen: Singend vereint!