03März
2013

Gammeltag

6:15Uhr: Der Wecker klingelt. Wir starten unseren zweiten Versuch, den Mt. Taranaki zu bezwingen. Doch wir mussten nicht mal unsere Augen öffnen, um zu wissen: Das wird wohl nix. Dicke Regentropfen prasselten auf unser Autodach. Na toll! Hatte sich dieser Berg gegen uns verschworen? So langsam nahmen wir an, dass er uns einfach nicht haben wollte. Ein Blick nach draußen sagte uns, dass erst einmal keine Besserung in Aussicht war. Also entschieden wir uns, verantwortungsvoll wie wir sind, heute immer noch nicht loszuwandern. So standen wir erst später auf, nach dem Sonnenaufgang, und probierten unsere Tiger Sticks. Wir haben sie geschmacklich unterschiedlich empfunden, aber insgesamt nicht schlecht, trotz des Namens.

Der Parkplatz, auf dem wir parken, liegt bereits in 951m Nähe, deshalb wollten wir heute nicht runter in die Stadt fahren, nur um uns abends wieder hier hoch zu quälen. Das heißt: Ein ganzer Tag im Auto. Auf einem einsamen Parkplatz auf morgen warten. Also begannen wir damit, die Zeit tot zuschlagen. Dazu eignet sich ein Telefonat nach Deutschland perfekt. Doch auch dieses geht irgendwann zu Ende, und man muss sich weiter auf die Suche nach sinnvollen Beschäftigungen machen. Einige fielen uns sogar ein: Kassenbuch auf den neusten Stand bringen, Chris‘ Hose und Violas Schuhe nähen, eine Karte schreiben, doch doch, es gibt schon ein paar Dinge, zu denen man sonst im ganzen Reisestress nicht kommt. Leider füllen sie nur an die zwei Stunden des Tages. Was also macht man dann? Einen Film schauen? Eine gute Idee, doch ohne Akku im Laptop nicht möglich. Einen Spaziergang durch den Nationalpark machen? Auch schön, doch irgendwie schafften wir es nicht, das Auto zu verlassen, 20m weiter ins i-Site zu gehen, um uns zu informieren, och neee, auch zu anstrengend. SMS an alle in Neuseeland kennen gelernten Personen schreiben? Oh ja, das war die Lösung! Verlangt nur ein absolut geringes Maß an Bewegung und sozial ist es auch. Hm. Der Nachmittag kündigte sich so langsam an. Schlafenszeit, wir fläzten uns in unsere Schlafsäcke, hatten die Kofferraumklappe ganz weit offen, ließen uns verwundert von all den sportlichen Wanderern beäugen und hingen unseren Gedanken nach. Die Situation erinnerte stark an jene im Zelt auf unserer 3-Tages-Wandertour in Coromandel. Man kam sich ein wenig seltsam vor, schon im Bett zu liegen. Oha, da fiel uns etwas ein. Ein einziges Hörspiel war uns noch auf Chris‘ iPod verblieben, also Stöpsel ins Ohr, Augen zu und einfach die Stimme genießen, die einem da vorliest. Schade, dass wir zwischenzeitlich einschliefen, das Hörspiel ganz durch einander war, was uns aber reichlich spät auffiel und insgesamt die Themen unsere Ethikgrenze etwas überschritten.

„Ich hab mal eine Frage. Habt ihr schon irgendeinen Walk gemacht?“, wurden wir aus unserer Langeweilestarre gerissen. „Äh, nö!“, antworteten wir. Zwei Stellplätze weiter verbrachten auch zwei Mädels den Tag im Auto, um morgen loszuwandern. Der einzige Unterschied: Sie waren gestern schon auf dem Gipfel gewesen und werden nun noch um den Berg herum wandern. Wir unterhielten uns eine Zeit lang, auch die beiden haben schon länger nicht mehr geduscht, wir sind also nicht die einzigen, und begannen dann, unser Abendessen vorzubereiten. Milchreis mit Birnen! Sehr lecker und 15 Birnen innerhalb von zwei Tagen isst man sonst auch nicht. Wir spülten ab, und gingen früh zu Bett, schließlich starteten wir morgen ein drittes Mal!