29Mai
2013

Grüßend durchs Maori-Land

Der Leuchtturm im Morgenlicht Ein ganz bisschen Sonnenaufgang Das felsige Ufer des East Lands Zwei Pohutukawa-Bäume Wer findet White Island? Was ist das? Eines der unzähligen wunderschönen Maraes

Entsetzen zeigte sich in Violas Gesicht als sie nach dem Weckerklingeln die Augen öffnete. Chris hatte den Wecker doch tatsächlich auf 6:00 Uhr gestellt, draußen war es noch stockduster. Aha, es ging um den Sonnenaufgang am östlichsten Punkt Neuseelands. Chris brauchte keine drei Minuten, um aus dem Schlafsack zu kriechen, Viola benötigte etwas mehr Zeit, um sich zu überwinden und richtig aufzuwachen. So ging es bald los, die vielen Stufen hoch zum Leuchtturm. Und wir waren nicht allein, eine Französin und drei deutsche Jungs hatten die gleiche Idee gehabt. Der strahlend blaue Himmel versprach auch einen prächtigen Sonnenaufgang. Mehr oder minder motiviert brachten wir fit wie ein Turnschuh den Anstieg hinter uns. Dann die Enttäuschung: Überall blauer Himmel, nur am Horizont schoben sich dunkle Wolken zwischen uns und die Sonne. Neeeein! So ein Mist, warum hatten wir nie Glück mit dem allmorgendlichen Himmelsphänomen?! Vom Morgenrot sahen wir somit keine Spur, es wurde nur zunehmend heller. Im eisigen Wind drängten wir uns dicht an den Leuchtturm und begannen zu flachsen, denn heute hatten wir an das Taschenmesser gedacht. Ach ja, wie in alten Zeiten! Schließlich hatte sich das goldene Gestirn über die Wolkendecke erhoben und wärmte unsere Beine, doch unsere Finger froren immer noch. Somit machten wir uns nach Vollendung der Flachskunstwerke an den Abstieg.

Unser üblicher 8:15 Uhr-Wecker klingelte, als wir schon unsere Tassen mit Müsli in den Händen hielten. Danach ging es weiter mit der Handarbeit. Interessante Kreationen kamen dabei heraus, von einem ist die Funktion noch nicht ganz klar: ein Lacross-Schläger, ein Kerzenständer, ein Zepter oder doch ein Trageteil für (sehr) kleine Kinder? Man weiß es nicht. Nach dem Spülen so gegen 12:30 Uhr fuhren wir die Straße zurück nach Te Araroa. Wunderschön. Das satte Grün der Weiden, schwarze Kälber und Kühe, die darauf grasten, Vogelschwärme, die aus dem Gras aufstiegen, die Sonne, die sich im Meer spiegelte. Wie im Film kommt man sich dann vor, wenn ein Schimmel, wachsam den Blick in die Ferne gerichtet und den Wind in der Mähne, in der weiten Graslandschaft steht. Definitiv eine der schönsten Strecken hier! Schön war auch die weitere Fahrt, hauptsächlich durch Regenwald oder Weideland schlängelte sich die Straße durch die Hügel. Immer wieder hatte man Ausblicke auf die Küste mit ihren bizarren Felsen. Ab und zu kommt man durch winzige Dörfer, die zumeist im maorischen Stil gebaut sind, mit roten Holzschnitzereien und den kunstvollen Maraes. Wusstet ihr eigentlich, dass man auf der Südinsel und so einsamen Gegenden wie dieser auf der Nordinsel jedes entgegen kommende Fahrzeug bzw. dessen Fahrer grüßt? Und auch die Menschen in den Dörfern winken einem zu. Wir sind immer wieder begeistert von der Freundlichkeit der Menschen hier. Wir werden das mit dem Grüßen in Deutschland auch mal ausprobieren, da werden wir einiges zu tun haben bei dem Verkehr.

Wir machten eine kleine Mittagessens-Pause am Straßenrand und genossen zu Toast Schinken aus der Dose. Die hatten wir zu Ostern bekommen. Heute war Zeit, sie endlich zu probieren. Köstlich! In Omaio parkten wir schließlich auf einer ausgewiesenen freedom camping area und holten das Sandpapier heraus. Da wir unser Auto ja spraypainten wollen, müssen wir erst den Untergrund damit aufrauen und vor allem den Rost etwas entfernen. Puh, das ist echt anstrengend! Wir schafften nur die linke Seite des Autos, da das Taschenlampenlicht irgendwann nicht mehr ausreichte. Der Blog wurde geschrieben, Milchreis gegessen und Musik gehört. Mehr kann man ohne Netz und Akku auch nicht machen! Müde schliefen wir ein. So einen langen Tag hatten wir schon lange nicht mehr gehabt (außer in Gisborne).