14März
2013

Wenn Ameisen aus den Keksen krabbeln

5:30Uhr. Neeeeein! Bitte noch nicht! Aber es gibt kein Erbarmen für diejenigen, die auf dem vineyard arbeiten wollen. Also Augen auf, Haferflocken raus und Energie zu sich nehmen. Nachdem wir den ganzen vorherigen Abend überlegt hatten, wie wir das Durcheinander vom Vortag ordnen konnten und dabei sogar zu einem Entschluss gekommen waren, war uns etwas mulmig zu Mute, als wir auf dem Parkplatz ankamen und ausstiegen. Wir würden nämlich bei den Leuten bleiben, bei denen wir gestern angefangen hatten und nicht zu Craig wechseln. Er war uns gestern am Telefon nämlich nicht gerade verständnisvoll erschienen, sodass wir etwas Angst hatten vor allen angeschissen zu werden. Aber wir sind ja keine Memmen, darum gingen wir halt zum Chef uns sagten ihm ab, obwohl er uns eine zweite Chance anbot. Naja, er wird’s verkraften und so böse war er dann auch nicht.

Mit unseren Leuten fuhren wir wieder als Kolonne zum vineyard und machten uns an die Arbeit. Heute Morgen war es noch recht frisch, Nebel lag noch überm Land und in der Ferne ging die Sonne auf. Wunderbar. Beim Abschneiden der Trauben froren uns dieses Mal förmlich die Hände ein, was ungünstig war, da wir grüne Beeren pflückten, bei denen man fühlen sollte, ob sie schon weich genug waren. Dies ist natürlich nicht so leicht, wenn man nichts mehr in den Fingern spürt. Aber wie gesagt, wir sind ja keine Memmen. Nach zwei Stunden war der ganze Spaß auch schon wieder vorbei. Feierabend. Wie bitte?! Ja, alle Tauben, die reif waren, waren gepflückt worden und die Schar an Arbeitern wurde nach Hause geschickt.

So fuhren wir zurück in die Stadt, direkt zum Gemüseladen und kauften uns ganz viele neue Äpfel, die wir ab jetzt immer zur Arbeit mitnehmen wollten. Hmm… Was könnten wir jetzt unternehmen? Ein Blick auf die Uhr sagte: 10Uhr, Teabreak. So packten wir unsere Butterbrote aus und aßen Mittag. Dann machten wir uns auf die Socken zum i-site. Mit einer detaillierteren Karte als wir sie besitzen, ging es dann ins Stadtzentrum, um die Geschäfte zu erkunden. Auf unser er Liste stand natürlich wie immer der Kathmandu. Im Acht-Mann-Zelt waren sogar extra ein Feldbett und ein Sessel aufgebaut worden. Super! Also lagen wir mal ein bisschen dort herum und überlegten, was wir noch so tun könnten, bis wir in die Wohnung um 14:00Uhr einziehen könnten. Uns fiel nicht so viel ein. Wir warfen noch einen Blick in den Secondhandladen, wo wir leider immer noch keinen Dosenöffner für unsere Tomatensoße fanden. Mensch, immer nur diese Knoblauchpressen! Ein anderer Laden war auch seltsam. Hier verkauften sie neben Käse-Kits auch Schnaps, Wein in Pulverform und jede Menge alter Bücher, von Feng-Shui bis hin zu heißen Erotik-Büchern. Die Langweile lähmte förmlich unsere Glieder. Im Buchladen konnten wir uns wenigsten eine Weile mit einem Bildband über Hochzeitskleider ablenken. Ein Schlenker an den Kochbüchern vorbei und dann auch schon wieder raus.

Am Auto angekommen mussten wir feststellen, dass es erst 12:00 Uhr war, wir an diesem Tag schon auf der Arbeit gewesen waren, einkaufen, essen und stadtbummeln. Hui! Und immer noch Zeit. Also legten wir uns ins Bett und schauten einen Film („Sin city“ --> gar nicht unser Geschmack, zu viel Gemetzel). Der Akku beendete dies zum Glück nach 1 ½ Stunden, sodass wir uns danach aufmachen konnten zu unserem neuen zu Hause in der Muller Road. Wie gewohnt parkten wir vor dem Haus und mussten gar nicht klopfen (eine Klingel gibt es nicht), da die zwei Chihuahuas unsere Ankunft laut kläffend ankündigten. Jave und Eunice machten die Tür auf und hießen uns herzlich willkommen. Wow! Und noch einmal waren wir voller Freude und begeistert beim Anblick unseres Zimmers und der Küche. Alles war sehr neu, sauber und einfach perfekt! Unsere Vermieter sind verheiratet und wohnen seit zehn Jahren in Neuseeland. Sie stammen aus Brasilien, wohin sie auch im August zurück ziehen werden. Mit ihren circa Mitte 30 Jahren sind sie sehr aufgeschlossen und freundlich.

Wir räumten unseren ganzen Krempel ins Haus, genossen eine Dusche (wir können jetzt wieder jeden Tag duschen!) und begrüßten dann Marianna und Joe aus Argentinien, die gerade von der Arbeit kamen und auch hier wohnen. Die sind cool! Danach lagen wir auf unserem Doppelbett herum, freuten uns über so viel Wifi, wie wir nur wollten uns schauten uns den Haka der All Blacks an, dem Rugby-Nationalteam von Neuseeland. Am Abend weihten wir die Küche ein, wir machten ein Brot und kochten uns Reis mit sehr exotischer Erdnussbuttersoße mit Curry. Wir lernten auch Jasmin kennen, ein deutsches Mädchen und zudem unsere Mitbewohnerin. Zum Kochen war ihr Freund James da, der sonst im Hostel wohnt.

Mit reichlich vielen neuen Gesichtern für den Tag und einem neuen zu Hause (Dummerchen, sei uns bitte nicht böse) fielen wir müde ins Bett - fast! Denn leider mussten wir feststellen, dass nicht nur wir Anzacs mögen, sondern auch Ameisen. Na supi! Eine Ameisenstraße führte vom Fensterbrett über die Wand zum Bett auf und in unsere Keksdose. Iiiiihh! Och nee… So mussten wir unser unbenutztes Bettlaken ausschütteln, die Dose ausspülen, die Ameisen aus den Keksen krabbeln lassen und darauf warten, dass die kleinen Tierchen ihren Weg nach draußen fanden. Dann endlich konnten wir schlafen gehen.