07März
2013

Unbekannte Welten

Mit Natalie und den Kiddis auf dem Spielplatz des Chocolate fish

Früh am Morgen um 8Uhr mussten wir uns auf die Suche nach einem neuen Plätzchen für unser Auto machen. Wellington ist da nicht gerade der beste Freund von Autofahrern. Nach einiger ausgiebigen Suche und Vergleichsstudie, entschieden wir uns für einen direkt am Stadtzentrum, bei dem wir für 10$ 12 Stunden parken durften. Wir frühstückten, schmierten unsere Brote für den Tag, und putzten Zähne. Das Zahnpasta-Ausspucken gestaltete sich hier etwas schwieriger als gewohnt, es war hier nicht ganz so privat und uneinsichtig wie sonst. Irgendwann hatten wir unsere Münder entleert und wir konnten uns auf den Weg machen. Wir steuerten das Ziel für die erste Hälfte des heutigen Tages an: das Te Papa, ein kostenloses, aber sehr modernes, interaktives Museum, in dem man alles, beginnend von Vulkanismus und Erdbeben, über die Tiefsee, bis hin zu Maori-Geschichte und –Kunst lernen konnte. Perfekt für uns, so bleiben zwar unsere Ausgaben für Museen auf 0, nicht aber unser Wissen!

Wir gaben unsere Tasche ab und betraten als erstes die Ausstellung „Awesome forces“. Zunächst wurden wir in den Aufbau der Erde eingeführt, erfuhren als über Erdkern, -kruste und –mantel und alles, was es da noch so zu wissen gibt. Interessant wurde alles über Bildschirme, Touchscreens, Modelle und Schilder dargestellt. Während wir weiter alle Informationen über die Entstehung Neuseelands, die Plattentektonik, den Feuerring und vieles andere in uns aufnahmen, näherten wir uns dem vorläufigen Highlight. In der Erdbebenabteilung ging es ein Haus, in dem man ein täuschend echt nachempfinden kann. Ganz schön gruselig, wenn plötzlich nichts mehr einen festen Stand hat und der Boden unter den Füßen hin und her ruckelt. Nein, so eine Erfahrung brauchen wir nicht in der Realität zu machen. Des Weiteren erfuhren wir alles über die letzten Vulkanausbrüche und Erdbeben in Neuseeland, eindrucksvoll veranschaulicht durch Augenzeugenberichte und Fernsehbeiträge. Im Earthquake Game mussten wir beweisen, dass wir innerhalb von 40 Sekunden ein Haus erdbebensicher machen konnten. Joa, im zweiten Versuch sah das schon alles ganz gut aus. Da kann das nächste Erdbeben ja kommen. In unserem Auto wird alles niet- und nagelfest sein, kein Goldfischglas wird kaputt gehen. Dieser Teil der Ausstellung behandelte noch die Kraft des Wassers, also Tsunamis, Regen und Dürre, und allerlei andere Wetterereignisse und mit einem Film über den maorischen Glauben über die Entstehung der Welt beendeten wir ihn.

Puh, so viel neues Wissen hatten wir schon lange nicht mehr, und es war noch kein Ende in Sicht. Weiter ging es mit einer Ausstellung über Neuseelands Wälder. Es gab einiges über Kauris, und zwei andere Waldtypen in Neuseeland mitsamt ihrer Bewohner zu erfahren. Vom Busch ging es über kurze Umwege in die Tiefsee. Und dort gab es etwas weltweit Einzigartiges zu sehen: einen quiant squid, ein riesiges Unterwassermonster mit meterlangen Tentakeln vor dem Mund, an dem sich sich drehende Widerhaken befinden, Augen so groß wie Fußbälle und einem, wie der Name schon sagt, gigantischem Körper. Über seine Lebensweise wurden wir in einem 3D-Film aufgeklärt. Neben seinen Augen hat der Squid scheinwerferartige Leuchtorgane, so kann es seine Beute aufspüren und dann rasend schnell mit seinen Tentakeln einfangen. Mit seinem Papageienschnabel anmutenden Mundwerkzeug verspeist es es dann. Furcht einflößend! Und vor diesem Tier standen wir nun! Okay, es war schon etwas verschrumpelt und geschrumpft, ein Auge fehlte, außerdem lag es gut verpackt in einem Glasbecken, es würde uns also nichts mehr tun. Fast hatten wir diese Etage abgeschlossen, blieb nur noch ein Extrabereich für Kinder, den wir für uns ungeeignet hielten (später erfuhren wir, dass gerade dieser sehr kuhl ist) und Bush City, eine Art Neuseeland im Miniaturformat und eine interaktive Karte auf dem Boden übrig.

Wir, bzw. unsere Mägen und ein Blick auf die Uhr, beschlossen, dass wir die übrigen Etagen auf den nächsten Besuch in Wellington verschieben werden müssen. Wir setzten uns auf eine Bank am Hafen und verspeisten unsere Tiger Sticks. Nach einem kurzen Spaziergang-der von einem komischen Kauz im Gebüsch hinausgezögert wurde, der versuchte uns auf Denglisch die Highlights des Landes zu vermitteln und uns nur durch seine seltsamen Sätze wie: „Have you laufen on the topf?“ (=er wollte wissen, ob wir auf dem obersten Level des Te Papa gewesen waren) zum Schmunzeln brachte-gingen wir zurück zum Auto, um zu unserer heutigen Verabredung aufzubrechen. Im Chocolate fish café trafen wir kurze Zeit später mit Natalie, einem Mädel aus unserer Stufe. Sie ist ebenfalls seit Anfang November in Neuseeland, doch ist sie nicht als Backpackerin hier. Das fiel einem auch sofort ins Auge, als sie im schwarzen sauberen sportlichen Wagen mit Lederausstattung vorfuhr, ausstieg (bei ihr war die letzte Dusche offenbar nicht so lange her wie bei uns) und mit einem Kind an der Hand und einem im Buggy auf uns zukam. Ein seltsamer Anblick, Natalie so weit weg von Bonn als Nanny zu sehen! Wir bestellten uns Smoothies und tauschten uns über die vergangene Zeit aus. Es kam uns gar nicht so lange her vor, dass wir uns gesehen hatten. Es scheint ein wenig anstrengender Au-pair als Backpacker zu sein. Ständig muss man die Kinder im Blick haben, ihnen Milch machen, sie auf der Rutsche bewundern, ihnen Sonnenhüte anziehen. Ja, das ist ein anderes Leben als wir es haben, aber es scheint ihr zu gefallen. Irgendwann war es für Natalie Zeit Abendessen zu machen, und wir mussten uns schon wieder verabschieden. Es war schön, dich hier zu treffen, habe weiterhin noch eine coole und unvergessliche Zeit! Wir waren nun so müde, dass wir eine Weile im Auto schlummerten und dann wurden endlich die Spekulatiuskekse vernichtet.

Zu unserem Abendessen gab es weder Kartoffeln noch Tiefkühlpizza, sondern eine neue Kreation aus dem Hause „Probier-mich-aus!“. Die Guacamole war zwar nicht anders als sonst, doch die Beilage hatte eine Prise zu viel Salz abbekommen. In der Pfanne brieten wir (unter ständiger Ventilation) auf der fettbefleckten Matratze (arme Nachkäufer…) mexikanische Tortillas. Cool, nicht?

Um 23Uhr machten wir uns endlich auf zum Ferry Terminal, wo wir überpünktlich (drei Stunden vor Abfahrt!) ankamen. Um die Zeit zu überbrücken, schauten wir noch einen Film (Friends with benefits --> voraussehbar, aber trotzdem sehr unterhaltsam (an Lukas: Justin Timberlake! <hihi>)) und rollten dann gemächlich um 2.25Uhr aufs Schiff. Unter Deck putzten wir noch rasch Zähne und kuschelten uns dann mit Flugzeugdecken, Kissen und dem Rest des Hörspiels im Ohr auf die Passagiersitze. Im gedimmten Licht schliefen wir so halb vor uns hin, Viola wechselte irgendwann in die Waagerechte auf den Teppichboden. Um 5.30Uhr erreichten wir Picton auf dem Festland der Südinsel! Südinsel!!! Wir waren endlich da! Die Euphorie war allerdings noch nicht so groß, denn wir waren müde und mussten noch einen Platz auf der Straße finden. Auch das war bald geschafft und so konnten wir halb umgezogen in den Schlafsack schlüpfen.