09Februar
2013

"Superhostel"

Kürbisvariationen

Chillen in Hängematten

Wir verpassten es knapp, die ersten im Pak’n save zu sein, aber trotzdem war der Einkauf unsere erste Aktion am heutigen Tag. Wie immer wanderten mehr Produkte in unseren Einkaufswagen, als auf unserer Liste standen. Seit langem mussten wir uns mal wieder Brot kaufen… Hoffentlich können wir bald wieder selber eins backen!

In unserem Auto bereiteten wir uns danach Rührei zu, statt Milch verwendeten wir Wasser, das stellte sich aber nicht gerade als Geschmacksverstärker raus. Dazu gab‘s Toast. Wir telefonierten eine Weile mit Chris‘ Eltern, erfuhren von Müttern, die panische Treffen vereinbarten, um über ihre Töchter zu reden und gingen dann zum wöchentlichen Markt in der Pollen Street. Direkt der erste Stand ließ uns verzückt anhalten: Bretzeln, leckeres Brot und vor allem: hausgemachte Thüringer-Bratwürste mit Senf! Aber wir blieben stark, wir hatten ja gerade erst gefrühstückt, also passierten wir den Stand und ließen uns weiter treiben. Hier gab es so coole Sachen! Von Blumen, über Schmuck und Schnitzereien, köstliche Salamis, Brot, Käse, Gemüse und Obst, selbstgemachte Marmelade, einfach alles, was das Herz begehrt. Wir probierten fleißig die Probierhappen, doch wir schonten unseren Geldbeutel, bis… ja, bis wir am Kuchenmann vorbei kamen. Vor unseren Augen präsentierten sich unendlich viele Kastenformkuchen aller Art. Lange schwebte unser Blick über dem Kuchen und die Hand überm Portemonnaie und als uns dann noch von Passanten eingeflüstert wurde, dass er sich ja soo lange hält, wenn man reist und einpackt, konnten wir nicht mehr widerstehen und ganz schnell wechselten 4$ und ein lemon-and-berry-cake den Besitzer. Wir rissen uns von nun an zusammen und kauften nichts mehr, unser Auto quillt ja eh vor Essen über, aber dann kamen wir plötzlich an Avocados für 1$ vorbei. Was soll man da machen? Immerhin wanderte nur eine einzige in unseren Rucksack. Wie wir so weiter schlenderten, kamen wir an einem second-hand-Laden der salvation-army vorbei, in dem wir nach kurzen Hosen vorbei, bzw. Hosen, die man noch zu solchen verarbeiten konnte. Doch anscheinend geben Menschen unserer Statur nicht besonders viele Sachen ab, sodass wir kein geeignetes Stück fanden. Wir hatten den Laden bereits wieder verlassen, als wir durch das Schaufenster plötzlich noch ein unglaubliches Angebot entdeckten. Gab es da eine ganze Tüte Knöpfe für 50ct? Her damit!

Der Markt war nun fast beendet und wir wollten nur noch schnell das Rezept der deutschen Brotbäcker erfragen. Also suchten wir nochmal den Stand auf und brachten alsbald das Geheimrezept in Erfahrung. So geheim war es gar nicht, eigentlich ziemlich ähnlich dem unseren. Wir unterhielten uns eine ganze Weile mit den beiden Verkäufern und schließlich hatten wir mal wieder großes Glück, denn wir bekamen doch tatsächlich eine Bratwurst mit Brot und Senf geschenkt! Lecker! Bevor wir uns auf den Heimweg machten, saßen wir einige Zeit in der Eingangshalle des Kinos herum, das sieht echt sehr stilvoll aus! Wie schade, dass unser Geld nicht dafür reicht, auch das wirkliche Kino zu betreten.. Wir telefonierten mit Tim, erinnert ihr euch? Wir hatten damals in Auckland Tim und Simon kennengelernt, ihnen habt ihr die Blogeintragsüberschrift „a weng, a weng!“ zu verdanken. Sie kommen morgen nach Coromandel und wir wollen dann zusammen mit ihnen weiter diesen Teil Neuseelands erkunden. Wir verschoben unseren Sitzplatz nun vor eine Kirche unter einen Baum, wo wir versuchten, diesen und den nächsten Tag zu planen, kamen jedoch nicht zu einem richtigen Ziel. Die Lösung fanden wir erst, als wir kurze Zeit später an einem Buchladen vorbeikamen, der draußen Kochbücher liegen hatte. Was gab es dafür leckere Rezepte! Schnell die Handykamera gezückt, ein paar Seiten abfotografiert und schon stand der Beschluss fest: Wir gehen heute in ein Hostel und backen. Und, ebenfalls nicht ganz unwichtig: Wir könnten auch mal wieder eine Dusche vertragen. Hier unser Backplan: ein neues Brot, Anzacs, Afghans, Müsliriegel und ein Joghurt-Zitronen-Kuchen. Wir kauften alles Nötige ein und fuhren dann zum Hostel. Erste Enttäuschung: Man konnte nicht im Auto schlafen. Naja, dann halt ein Zimmer für 20$. Hauptsache wir haben einen Ofen und wir können unsere Sachen mal wieder kühlen. Ein erster Blick ins Hostel sagte uns: Super-Hostel, wie es im Reiseführer steht! Wunderschöne, gemütliche Aufenthaltsräume samt zwei verstimmter Klaviere, ein schöner Garten mit Hängematten, ein riesiger Balkon mit weichen Sofas, Zimmer mit meterhohen Decken und fast genauso hohen Betten und Stuck an der Wand, freier Kaffee und Tee, massenweise Gewürze, überhaupt eine schöne Küche, aber… NEIN!!!!! Wo war der Ofen? Das kann doch nicht wahr sein, passierte uns gerade dasselbe, wie damals beim ersten Mal in Kaitaia? Auch damals hatten wir eingekauft und konnten es dann nicht benutze, weil wir wieder abreisten. Nun also kein Ofen. Na toll. Wenigstens konnten wir endlich mal unseren Riesenkürbis zubereiten. Wir packten also alles, was wir benötigten in zwei Kisten und schleppten sie in die Küche. Kaum waren wir dort angekommen, tauchte plötzlich die Hostelleiterin vor uns auf und war ganz und gar nicht zufrieden. Ein wenig mehr Respekt sollten wir bitte haben. Sie zeigte uns ganz deutlich, wie unerwünscht wir hier waren. Genauso Leute wie wir sind es, die dafür sorgen, dass die Hostels nicht mehr so viel bieten können. Leute, die die Hostels ausbeuten. Ja, wir bezahlen für das Bett und nicht dafür, auch den ganzen Rest ausgiebig zu nutzen. Oh man, die konnte uns echt nicht leiden, den Grund konnten wir nicht ganz erkennen. Wir trugen also unser Obst, was wir eigentlich in den Kühlschrank, in dem noch massig Platz ist, zurück ins brüllend heiße Auto und stellten uns dann unter die warme Dusche. Warum kann man hier nicht kalt duschen?! Als Nachmittagssnack schnitten wir nun unsere letzte Melone von Bell’s an und fläzten uns auf die Hängematten. Ganz schön langweilig.. Wir trauten uns zwar nicht mehr so richtig in die Küche, überwanden uns aber schließlich und fingen an, den Kürbis zuzubereiten. Parallel dazu machten wir ganz unauffällig noch lemon curd, in Erinnerung an Lina und Jule. Zum Glück bemerkte niemand, dass das ja für die Zukunft gekocht war und nicht zu Jetzt-Verzehr. Wir lernten sogar jemanden kennen: Eine Kanadierin und ein deutsches Ehepaar, welches uns beim Kochen Gesellschaft leistete und auch einige hilfreiche Tipps parat hatten. Heute waren wir aber auch mal wieder sehr experimentell unterwegs: Zuerst kochten wir Kürbiswürfel mit Zimt zu einem cinnamon-pumpkin-mash, dann brieten wir kleine Portionen an und würzten sie mit unterschiedlichen Gewürzen: five spices and salt, garam masala, curry und tumarec und eine Kontrollprobe ohne Gewürz. In alter Kaitaiamanier, waren wir die letzten, die zu Abend aßen, aber wir waren auch wie immer pünktlich mit allem fertig. Vor allem Chris hat für’s erste nun genug von Kürbis, aber eigentlich war es gar nicht so schlecht.

Wir hatten uns ja fast schon wieder ein bisschen wohler in diesem Hostel gefühlt, doch das würde sich bald wieder ändern. Ganz friedlich und leise, Chris schlief schon fast, saßen wir im Aufenthaltsbereich neben der Küche und schrieben unseren Blog. Da kam die rechte Hand der Hostelfrau, nämlich der Hostelmann und störte sich doch sehr daran, dass wir den Strom anzapften. Genauso wie die Frau, ärgert es ihn, dass wir die ganze Woche lang kostenlos auf der Straße schlafen und dann einmal ins Hostel kommen, um alles aufzuladen, für die nächste Woche vorkochen und den anderen Hostelbewohnern keine Chance mehr lassen, die facilities zu nutzen. Aha. Haben wir jetzt nicht so empfunden. Naja, wie seltsam, der letzte Hostelleiter weint bei unserem Abschied und diese beiden würden uns am liebsten gleich rausschmeißen.  Wie auch immer, wir waren sauer, doch zum Glück würden wir morgen schon gehen! Jetzt sitzen wir oben im Flur auf dem Boden im Dunkeln und bringen halt hier den Text zu Ende. Ohne Strom vom Hostel. Oh man, hoffentlich zerdrücken wir den Teppich nicht!