13Februar
2013

Pinnacles

Viola auf der Ein-Mensch-Hängebrücke Hoch oben (759m) auf den Pinnacles Gipfeljubelsturm Tarnzelt

Wie echte Wanderer klingelte unser Wecker in der Früh um 7 Uhr. Viola wickelte sich vorbildlich wieder in ihren Schlafsack ein und drehte sich noch einmal um. Schlafende Violas weckt man besser nicht…Um 9 Uhr wollten wir mit der Wanderung beginnen (es wurde letztlich 11.45 Uhr). Dafür mussten wir allerdings noch frühstücken, die Rucksäcke für drei Tage packen, die Wasserflaschen auffüllen, zum Wanderstartpunkt fahren und uns noch mal genau die Route anschauen. Das visitor centre lag also noch ca. 14 km nord-östlich der Stadt und war dann auch leider geschlossen als wir endlich ankamen. Nur zwei freundliche Bauarbeiter waren vor Ort, die uns weiterhalfen und uns sagten, wo wir das Auto parken konnten. Wie alle Neuseeländer erkundigten sie sich danach wie lange wir schon hier waren, woher wir stammten und wie es uns gefiel. „So you are Kiwis now!“, sagte einer von ihnen lächelnd. Schüchtern und bescheiden drucksten wir herum „aaaaalmost!“. Wir?! Kiwis? Wie endcooooool!!!!!! Hahaaaaaa, juhuuuu, wir waren in die Kiwi-Gemeinschaft aufgenommen worden!! Wie geil! Beglückt fuhren wir die Schotterstraße weiter hinauf, parkten und aßen noch einen letzten Anzac bevor es losging.

Hier im Kauaeranga Valley in Richtung des Gebirgszugs, der die Coromandel Peninsula der Länge nach durchzieht, gehen mehrere Wanderwege ab. Wir entschieden uns für eine große Rundwanderung aufgeteilt auf drei Tage. Am ersten Tag war unser Ziel die Pinnacles Hut, eine Berghütte, wo man (vorgebucht!) für 15 $ p.P. schlafen kann. Da hat man dann ein Bett, ne Küche, Plumsklo und ne kalte Dusche. Wir aber wollten zum nahe gelegenen Campingplatz, wo wir die Premiere unseres neuen Zeltes feiern wollten. Es war ein wirklich anstrengender Aufstieg für den ersten Tag. Uns lief der Schweiß nur so übers Gesicht. Chris klagte darüber, dass ihr der Schweiß ins Auge tropfte! Iiiih! Steil bergauf, bergab, über rostig klapprige Ein-Mensch-Hängebrücken über den Fluss,am Webb Creek entlang,  wenigstens liefen wir im Wald, die Bäume hielten die Sonne ab. Der Kauri Trail, so hieß unser Weg, folgte dem Weg, den in den 1920er-Jahren die Waldarbeiter mit ihren Packpferden gegangen waren. Wir dachten nur immer wieder an die armen Tiere! Wie waren die denn nur mit Holz und Verpflegung für die Arbeiter hier hoch gestapft?! Nach zweieinviertel Stunden (exkl. einer 10 minütigen Pause) kamen wir am Pinnacles Hut an. Mittlerweile hatte es zu nieseln begonnen, es vermischte sich Schweiß mit Regen. Supa. Gut, wir waren also da, setzten uns auf den Hosenboden und verschlangen unser 3K-Mittagessen (Käsebrote, Kuchen und Kekse!).

Nach der Pause nahmen wir den zweiten Teil der Tagesetappe in Angriff: Hoch zum Aussichtspunkt zu den Pinnacles. Um die 759 Höhenmeter zu erreichen, war es nötig 619 Treppenstufen, bzw. Leitern und Eisenhaltegriffe hinter uns zu lassen. Unser Puls schlug hart, die Waden brannten, wie lange denn noch? Am Ende war es eine Kletterei, die sich aber doch gelohnt hatte. Denn nach 40 min (10 Minuten schneller als die Angabe auf dem Schild!)waren wir oben und wurden mit einem nahezu fantastischen Blick über den Wald mit seinen alten Rata-, Rimu- und Kauri-Beständen bis hin zu den beiden Küsten belohnt. Nahezu fantastisch, weil es leider wieder zu regnen begann und sich das befreiende Wehen der Haare im Wind in ein frierendes Zittern unter der Regenjackenkapuze änderte. Der Abstieg dauerte zwar nur 30 min, aber dafür musste man auf seinen Tritt achten, denn es wurde rutschig, die unendlichen Stufen machten einen irgendwann auch noch schwindelig.

Wir hatten es aber doch geschafft und wollten einfach nur schnell ins Zelt kriechen, da trafen wir den Hut warden, also den Hüttenwächter, der uns noch 10 p.P. $ abknöpfte fürs nicht-vorreserviert-Haben. Manno. Nagut. Trotz des fortwährend leichten Regens machten wir uns sehr gut als Zeltaufbauer (mit Anleitung) und schlüpften hinein als es bombenfest im Humus stand. Leider waren unsere Sachen nass und klamm…mmmh. Diese Klamotten verbannten wir ins Vestibulum. Innen kochten wir unser Abendessen: Reis mit Gemüse. Der Dunst kroch aus unserem Ventilatorlüftungsloch nach draußen, wo man rings um uns nur Bäume sah. Natur! Da Viola anscheinend keinen Reis runterschlucken kann, wenn keine Soße drauf ist, hatte sich ihr Magen durchs langsame Essen schnell gefüllt und Chris durfte den Rest verputzen. Abspülen, Schlafengehen. Schlafengehen? Um 21Uhr? Wie befremdlich. Aber da wir keine Taschenlampe, Stift und Papier dabei hatten, konnten wir den Blogeintrag noch nicht schreiben. So lagen wir etwas gelangweilt im Zelt herum bis uns dann auch endlich mal die Augen zufielen.