18Dezember
2015

Feierawend! Hip, Hop, Schoppe in de Kopp! - Lasst uns mal nach diesem erfolgreichen "Arbeitstag" trinken gehen.

Es würde ein guter Tag werden, das hatten sie alle im Gefühl. Was dann letztlich daraus wurde war weit mehr als nur „ein guter Tag“- es war die Wiedergeburt einer Legende, genauer gesagt einer Familie, die im Jahre 2012 zu sich fand. Zusammengewürfelt aus verschiedensten Ecken Deutschlands und vereint im besten (und einzig bewohnbarem) Hostel in der kleinen Stadt Kaitaia auf der Nordinsel Neuseelands. Ein Hauch von Kriminalität umhüllt diese Wohnstätte für Reisende aus aller Welt, nichtsdestotrotz erlebte dort eine Vielzahl von Menschen eine wunderbare Zeit. Einige davon waren wir, eure altbekannten Kiwis Viola und Chris, und die anderen waren u.a. Lina, Jule, Lukas, Julian, Sebastian und Ole. Es sind die Leute des diesjährigen Neuseeland-Treffens in Marburg, wo Chris studiert.

Nachdem die letzten Staubkrümel aufgesaugt und Flecken auf dem Küchenboden weggewischt waren, schnappte sich Chris Handy, Schlüssel und Portemonnaie und machte sich auf den Weg zum Hauptbahnhof. Ausnahmsweise zu früh stand sie am Gleis und wartete auf den hereinrollenden Zug, den zwei nette junge Herren verließen: Julian und Sebastian. Meine Güte, waren die groß geworden! Oder waren sie das auch schon in Neuseeland gewesen? Nun, drei Jahre sind vergangen seit wir die beiden das letzte Mal gesehen haben und da ist es legitim, dass Erinnerungen unter Umständen verblassten. „Hallo, ihr beiden!“, krächzte Chris mit ihrem schleimigen Hals, einem Zeugnis der aufgekommenen Erkältung, die sie nun klingen ließ wie eine Raucher-Oma, die zudem noch die letzte Nacht durchgefeiert und alle Lieder mitgegrölt hatte. Wie dem auch sei; sie schnappte sich die Südländer aus Konstanz und Stuttgart und führte sie ins traute Heim. Es war das erste Mal für heute, dass sie den Berg zu Chris` Wohnung hochgingen. Ächz.

Oben angekommen, gab es erst mal einen Tee und die ersten Gespräche über die vergangene Zeit wurden geführt. Oh Mann, es war so cool sie hier zu haben! Das war doch verrückt! Sebastian wiederholte jetzt schon die ganze Zeit, dass er so froh war, dass das mit dem Treffen geklappt hatte und wir alle wussten, dass ein fabelhaftes Wochenende vor der Tür stand. Wir machten uns bald auf, um einkaufen zu gehen, dafür besorgte Chris allen ein schickes „Call a bike“-Fahrrad, womit wir in Windeseile zum Supermarkt düsten. Haufenweise Essen wurde in den Einkaufswagen geschmissen und auch die ersten zwei Flaschen Glühwein fanden ihren Weg zu uns. Voll bepackt radelten wir zurück zum Bahnhof, wo wir einerseits die Räder abstellten und andererseits ein weiteres Familienmitglied begrüßen durften: Ole. Mit einem riesigen Koffer stand er da vor uns und machte kein glückliches Gesicht als wir ihm eröffneten, dass ihn gleich ein Berg als Challenge erwarte. Die letzten Meter zog dann Sebastian den Koffer, er war der Größte unter uns und scheinbar mit Bärenkräften ausgestattet!

Da für heute Abend eine kleine Party angesetzt war, machten wir uns alsbald an die Vorbereitung. Julian und Ole erbarmten sich und liefen runter zum EDEKA, um einen Kasten Bier zu besorgen. Als die Bergsteiger zurückkamen, strahlte Ole übers ganze Gesicht, denn er hatte ein lange verloren geglaubtes Getränk gefunden, das er mal auf einem Festival kennen gelernt hatte und zwar „29“. Ein Getränk, dessen Name Programm ist, denn es kostet nur 29 ct. Währenddessen bereiteten Sebastian, Melissa (Chris` Freundin und Mitbewohnerin) und Chris das 5-Sterne-Menü zu. Auf den Tisch kamen heute eine Quiche Lorraine, Ofengemüse mit Hirtenkäse und Tsatsiki, ein Baguette mit Kräuterdip und Rohkost und eine Riesenportion Couscous-Salat. Als Anne und Patrick, zwei Studienfreunde von Chris, kamen, wurde sich auch professionell um den Glühwein und Kinderpunsch gekümmert. So gegen 20 Uhr machten sich Julian und Chris auf, um Viola entgegen zu gehen und ihr Gepäck abzunehmen, denn sie reiste doch tatsächlich mit Cello an. Oh, es war so cool, dass sie und der Möhrenkuchen jetzt auch da waren! Jetzt konnte die Party ja endlich zu uns kommen!

Und nichts anderes geschah. Es war eine gemütlich Runde mit leckerem Büffet und tollen Leuten. Irgendwann kamen noch Fischi (auch ein Studienfreund von Chris) und seine Freundin, um Mitternacht herum trudelte auch Lukas ein, der den Weg vom Bahnhof allein hergefunden hatte. Damit war die Runde komplett. NEIN!, denkt ihr? Da fehlen noch zwei? Stimmt! Lina und Jule sollten eigentlich mit Lukas zusammen ankommen, stattdessen hingen sie in Leipzig fest aufgrund von Verspätung von Jules Zug. Der nächste Fernbus würde erst um 1:45 Uhr losfahren, also kämen sie erst morgen früh an. So ein Mist!

Da wir jedoch nicht so viel von hieraus machen konnten, außer sie mit Telefonanrufen aufzuheitern, wobei sie eigentlich trotz allem erstaunlich gut gelaunt klangen, vielleicht weil sie den Leipziger Weihnachtsmarkt erkundeten, genossen wir weiterhin den Abend. Nach und nach lichtete sich die Runde bis nur noch die NZ-Menschen da waren. Leider nahm die Unglückssträhne in Leipzig zu, denn der Fernbus kam nicht. Naja, er kam schon, nur nicht da, wo Lina und Jule gewartet hatten, sondern an einer Ersatzhaltestelle, von der aber nichts in der Beschreibung gestanden hatte. So mussten sie sich wohl oder übel in den MacDoof setzen und mit anderen Gestrandeten die Nacht verbringen bis sie um 9 Uhr den nächsten Bus direkt nach Marburg nehmen konnten.

Lukas und Julian schnickten um den letzten Matratzen-Platz. Lukas zog den Kürzeren und musste mit der Thermarest vorlieb nehmen, aber immerhin hatte er drei Decken! Der beste Spruch vor dem Einschlafen kam von Ole, der neben Sebastian auf der großen Matratze seinen Schlafplatz in Besitz nehmen wollte. Sebastian hatte allerdings schon relativ viel Platz eingenommen, sodass Ole ausrief: „Er ist so groß!“ Dies hört sich für durch Glühwein-vorgeschädigte pubertierende Zwanzigjährige natürlich recht zweideutig an und brachte dementsprechend noch ein paar Lacher. Während der Einschlafphase irritierten dann nur noch merkwürdige Laute im Wald, die wie Töne eines Synthesizers klangen. Immer vereinzelt und in anderen Tonhöhen… sehr mysteriös! Nun denn, das hier war der erste Abend, die nächsten folgen sogleich!