25November
2012

Das Wandern ist des Müllers und des Backpackers Lust

Suchbild Indifoto Geweckt von Regentropfen, brachten wir schnell unsere Daunenschlafsäcke in Sicherheit und kauerten uns an den Fuß des Leuchtturms, wo uns bald der Duft von frischen Pancakes in die Nase stieg. Wie schafften es die beiden Jungs nur für wenig Geld so leckeres Essen zu zaubern? Hocherfreut über die Alternative zum üblichen Haferschleim, mampften wir genüsslich mit fettigen Fingern unsere Pfannekuchen.

Nach dem Frühstück schlugen Tobi und Daniel vor, wir sollten doch versuchen mit unserem Gesang Geld zu machen. Gerade traf eine Busladung Touristen ein, vor die wir uns zögernd stellten, einen Hut vor uns liegend. Bis wir uns zum Singen durchgerungen hatten, waren leider nur noch vier Menschen anwesend, die uns nicht lauschten. Egal, 0,70$ Mitleidsgeld bekamen wir geschenkt von unseren neuen Freunden ;) Immerhin hatten wir Mut bewiesen!

À propos Mut: den brauchten wir auch bei unserer Aktion „Leuchtturmklettern“. Die Leiter, die drei Meter über dem Boden begann, musste erst einmal erklommen werden. Wie Kletteräffchen hangelten wir uns über Räuberleitern hinauf und zogen uns mit unseren Muskeln seitlich unseres 20-Packs hinauf. Ganz schön windig war es auf der Spitze des Daches – was für ein Gefühl!

Sicher unten angekommen, packten wir unseren Kram zusammen und marschierten bergauf zum  Parkplatz. Kaum waren wir losgegangen, mussten wir vor Erstaunen inne halten. Wen sahen wir denn da? Zwei uns bekannten Gesichter, Anna und Moritz, die wir zuletzt im Warehouse in Auckland getroffen hatten, liefen uns geradewegs in die Arme! Nach einem kurzen Gespräch trennten sich unsere Wege (nicht zum letzten Mal). Mittlerweile hatten wir uns entschieden, die Wanderung vom Vortag nachzuholen und unsere neuen Bekanntschaften zu begleiten. Unsere Rucksäcke sollten das erste Mal richtig zum Einsatz kommen. Wir fuhren noch ein kleines Stückchen zurück die Straße hinunter zum Ausgangspunkt des Wanderweges. Wie richtige Backpacker zogen wir dann vollgepackt los. Zwar hatten wir keine 25 kg auf dem Buckel wie unsere Gefährten, aber für uns Untrainierte waren geschätzte 10 kg schon genug Last. Wir starteten auf einer Kuhweide, kämpften uns durch einen Teebaumwald einen anstrengenden Pfad hinauf, wanderten über Planken über einem Schilfmoor und sahen schließlich hinter Sanddünen, den sich vor uns erstreckenden langen Strand mit dem türkisfarbenen Meer. Nun stapften wir im Sand immer weiter in Richtung des anderen Ende des Strandes. Dort machten wir endlich die erste Pause. Eine Abkühlung im Meer (der Satz „Der Tod im Meer kommt schnell“ war eingebrannt in unserem Kopf) tat uns sehr gut. Die Wellen spülten den Schweiß von unserer Haut und die Sonnenstrahlen trockneten uns danach wieder. Als Snack nahmen wir Orangen und jeweils eine halbe Banane zu uns, während wir auf einem Felsen thronten und den Blick übers Meer bzw. über die nervigen Möwen gleiten ließen.

Gekräftigt und motiviert machten wir uns wieder auf zum nächsten Abschnitt. An der Küste entlang ging es über Fels, Stein, Sand und Wasser. Wisst ihr was? Die Felsen hier sind sehr komisch, sie sind nicht sehr fest, man kann sie relativ leicht abbrechen und zerbröseln. Naja, wie wir so liefen, fielen uns so manche schöne Muscheln auf, die wir im Sammelfieber einsteckten.

Irgendwann, wir folgten längst nicht mehr dem offiziellen Wanderweg, kamen wir am Ende einer Bucht nicht mehr weiter, ein sandiger Abhang und eine Felswand versperrten uns den Weg, direkt am Meer fielen die Felswände senkrecht ab. Was sollten wir tun? Umkehren kam nicht in Frage, also stand uns eine weitere Kletterpartie bevor. Wir mobilisierten unsere Kräfte und bewältigten auch dieses knifflige Stück. Belohnt wurden wir mit einem sagenhaften Ausblick über Cape Reinga und den gesamten Küstenabschnitt, sowie das weite, weite Meer.

Da die beiden im Gegensatz zu uns noch nicht in den Genuss des Sandboardens gekommen waren, manifestierte sich der Gedanke, einen Sandberg hinunter zu rollen. Schwuppdiwupp standen vier Menschen auf einer Sandebene und ließen sich bei „drei!“ (bzw. eher „fünf!“) den Berg hinunter kugeln. Viola wurde davon mega schwindelig und Chris war einfach nur ziemlich schlecht, wie nach einer Fahrt auf einem rasend schnellen Karussell. Die anderen wollten wohl bloß nicht zugeben, dass sich auch ihnen der Magen umdrehte.

Endspurt: einen letzten langen Sandstrand und einige letzte steile Hügel mit „Sinkgras“ (verrücktes Gras, bei dem man beim Drauftreten manchmal bis über die Knie einsank) später, erreichten wir unser Nachtlager. Rundherum wuchsen Flachssträucher, die uns wie das Sinkgras vor dem Wind beschützten.

Gemeinsam schauten wir uns noch den Sonnenuntergang am Horizont an.Happy familyfootprints in the sand