22Januar
2013

Bloody hard work?

Im alltäglichen morgendlichen Stress verabschiedeten wir uns noch, während wir panisch den Autoschlüssel suchten, von Ludwig und Moritz, die heldenhaft aufgestanden waren aus ihrer unglaublichen warmherzigen Menschenliebe heraus (Zitat von Moritz). In letzter Minute sprangen wir auf den Truck, der uns ein letztes ml zu den Mandarinen fahren sollte. Obwohl wir das Ziel fest im Blick hatten, war unsere Motivation nicht größer, die Mandarinen zu thinnen. Schließlich tummelten sich dann aber alle Arbeiter am letzten verbliebenen Baum, bis auch dieser  vollendet war. Erleichtert und mit keiner einzigen Träne im Auge drehten wir nun den Mandarinenbäumen den Rücken zu und setzten uns auf das Auto um zu neuer Arbeit aufzubrechen, als wir plötzlich von Gerry zurückgerufen wurden. Hatten wir nicht ordentlich genug gearbeitet? Mussten wir die Reihe nochmal machen? Frustrierte Blicke wurden ausgetauscht. Doch es kam ganz anders. Unsere nächste Arbeit sollte nämlich Kumara-weeding sein, “ a bloody hard job“, wie es von den Supervisorn genannt wird. Bis zur Pause hatten wir noch 25 Minuten Zeit und da sagte Gerry doch tatsächlich, dass wir doch anstatt schon vor dem Lunch damit zu beginnen nochmal unsere Bäume checken sollten. Ein kleines Zwickern in ihren Augen verriet uns, dass wir das mit dem „checken“ nicht ganz ernst zunehmen bräuchten. So streiften wir die ersten Bäume noch mit einem Blick, dann aber ließen wir uns schon unter einem Mandarinenbaum nieder und genossen die freie Zeit. Wir nutzten sie sogar pflichtbewusst zum Stichpunkte für den Blog schreiben. Aber was war heute mit Gerry los? Schon die erste Smoko dauerte 25 statt 15 Minuten. So kann das gerne weiter gehen!

Nach der Pause begannen wir dann aber wirklich mit der neuen Arbeit. Nach einer langen Fahrt quer durch Mandarinenfelder, Kuhweiden und Kürbis- und Melonenplantagen erreichten wir schließlich unser erstes Kumarafeld. Pflanzen so weit das Auge reichte. „NA, da haben wir ja Arbeit für mindestens eine Woche!“ dachten wir uns – und täuschten uns. Der Auftrag lautete nämlich, dieses Feld innerhalb von zwei Stunden vom gesamten Unkraut zu befreien. Puuh, wie soll das denn gehen? Das wurde uns bald erklärt: Man geht zwischen zwei Reihen mit Kumara-pflanzen entlang und bückt sich dabei immer sobald man ein fremdes Gewächs sieht nach diesem und zieht es aus der Erde. Dabei ist darauf zu achten, dass man die Beine in dem zum Teil bis zu den Knien reichenden Gestrüpp anhebt, um nicht alles zu zerstören, dass man die Unkräuter mit den Wurzeln herausbekommt und dass man die Schmerzen im Nacken, die man von ununterbrochenen auf-den-Boden-schauen bekommt, ignoriert. Bald war wieder Pause, das Feld hatten wir allerdings nicht ganz geschafft. Das schien nicht so dramatisch zu sein, denn die Pause wurde wieder um 10 Minuten erweitert. Inzwischen kam uns die Vermutung, dass Gerry einfach selber so wenig Lust auf den Job hat, dass sie uns massenhaft Pausen schenkt. Ein Teil unserer Gruppe war inzwischen übrigens zum Kumara-harvesting (ernten) und Pumpkin-planting abkommandiert worden.

Am Ende des Tages bemerkten wir, dass es uns doch ganz gut getroffen hat, denn die Harvester sind komplett schwarz zurück gekommen und die Planter hatten total zerkratzte Arme. Wir konnten nur einen aufkommenden Muskelkater spüren.

Zu Hause gönnten wir uns dann mal richtig was: Wir aßen endlich unsere Apfeltasche zusammen mit Schlagsahne. Das ist zwar absolut unbackpackerhaft, aber es schmeckt halt auch einfach super gut!

Ach ja: Ihre erinnert euch ja hoffentlich an die Regeln, die wir aufgestellt hatten. Eine dieser Regeln wurde beim Essen durch Lukas verletzt und da griff Christabel zu drastischen Maßnahmen. Spontan bekam sie die Eingebung für eine Strafe und schüttete ihm ein Glas voller Wasser übers T-shirt. Nachdem Lukas sich von dem Schock erholt hatte, musste er doch zugeben, dass er nun Respekt hat. Na, dann hat sich das doch gelohnt!

Zu Abend aßen wir mal wieder Avocadocreme mit Brot uns Wasser, als auf einmal Justin Timberlake wieder auftauchte. Nein, nicht der Sänger hat sich hierher verlaufen, sondern Benny, den wir beim ersten Mal in Kaitaia schonmal getroffen hatten, und der dem Star so ähnlich sieht. Ja, man sieht sich immer zweimal im Leben. Witziger weise aßen wir dasselbe, wie damals, nur dass jetzt unser Brot selbst gebacken ist.