16April
2013

Abel Tasman Tag 4: Ein Hoch auf die Entdecker des Feuers!

Erstaunlich, wie schnell wir Chaos produzieren können!Da schlafen wir, ausnahmsweise mal nicht im Zelt

An diesem Morgen musste Chris nicht warten bis Viola aufwachte um aus dem Zelt zu gehen, denn jemand anderes übernahm den Weckdienst. Es war der DOC-Ranger vom Totaranui-Campingplatz, der unseren Bezahlbeleg sehen wollte. „Well, we had a little problem…“, wir schilderten ihm, wie wir gestern verzweifelt im Dunkeln auf den Zeltplatz gekommen waren und zeigten die booking confirmation für Anapai Bay. Dank der entspannten n  euseeländischen Haltung war das alles kein Problem und er wünschte uns noch viel Spaß beim Wandern. Kurz bevor er sich umdrehte um wegzugehen, fragte Viola noch schnell, ob es hier Kiwis gäbe. „No, sorry!“, war die Antwort. Da hatten wir wohl andere Vögel gesehen. Die enttäuschte uns etwas, denn die Wahrheit war ein bitterer Schlag. Wiesoooo? Das Frühstück konnte diesen Illusionsverlust auch nur ein bisschen heilen. Dann hieß es: Sachen packen und irgendwie die nassen Zelte unterbringen. Oh, wie wunderbar! Es regnete und regnete und schien keinen Deut nachzulassen. Als wir sozusagen marschbereit waren, liefen wir zum Office in der Hoffnung dort eine Karte zum Inland-Track zu finden, da wir schlauerweise keine dabei hatten. Wir wurden fündig, prägten sie uns ins fotografische Gedächtnis ein und öffneten dann um 10:30Uhr nicht sonderlich motiviert die Tür zur Außenwelt. Hallo Regen!

Unser heutiges Ziel war die Awapoto Hut auf circa 600m. Dazu trotteten wir zuerst eineinhalb Stunden auf einer gravel road entlang, die sich fortwährend in die Höhe wand. Chris lief der Regen schon nach kurzer Zeit durch die Kapuze ins T-Shirt, sodass die Regenjacke bald abgelegt wurde. Wir alle drei mussten mit Bedauern feststellen, dass unsere Regenjacken leider nicht so wirklich den optimalen Regenschutz boten, sondern im Gegensatz eher durchlässig waren. Aber naja. Auf 300m beim Pigeon saddle angekommen ging erst der wirkliche Track los. Und Track ist hier auch das einzig angebrachte Wort, denn wie damals in den Coromandel Ranges war der Wanderweg kein ausgebauter Leicht-Füßler-Weg, sondern es ging über Stock und Stein voran durch den Wald. Während Lukas noch ziemlich begeistert davon war, stellten wir nüchtern fest, dass dies kein Zuckerschlecken werden würde. Nach knapp drei Stunden durch den Regenwald über unbefestigte Wege, die teilweise krass steil bergauf oder bergab führten, dann durch Wiese, wo die Hosen nass wurden und ach ja, wir trugen schon Pfützen in unseren Schuhen herum, erreichten wir kalt und nass die Hütte. Besonders Chris freute sich darüber, da es wirklich nicht ihr bester Tag gewesen war. Wegen des Regens hatten wir auch keine Pause gemacht bis auf kurze Trink- und Atempausen.

Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, was für ein Segen die Hütte für uns war. Es gab zwölf Schlafplätze, also zwölf Matratzen, die auf zwei Etagen verteilt waren, einen großen Holztisch, eine Kocharbeitsfläche und das Wichtigste: einen Kamin! Pitschnass, wie wir ankamen, entledigten wir uns unserer Kleider, zogen uns was Trockenes an und taten alles um warm zu werden und das Zittern abzustellen. Das sah so aus: Wir beide mummelte uns in unsere Schlafsacke und rollten uns auf den Matratzen in Fötusstellung ein, wohingegen Lukas draußen im Regen Holz hackte und den Ofen anschmiss. Gerechte Aufgabenverteilung, oder nicht? Ein Glück, dass er bei uns war, denn ohne sein Feuerzeug hätten wir es im Leben nicht geschafft auch nur ein Flämmchen zu entfachen. So mussten wir unsere Hoffnung nicht begraben, den Satz: „Ich glaube, mir wird nie wieder warm! Meine Zehen und Fingerspitzen sind abgestorben!“ aufzuheben! Mit der Zeit wurde es mollig warm und wir hängten unsere Sachen an Haken und Wäscheleinen um den Kamin auf. Dann gab es Mittagessen um circa 17:30Uhr. Wir beide verschlangen den letzten Rest Toast und Lukas toastete sein Brot vom europäischen Bäcker überm Ofen. Zum Abendessen, was es dann im Anschluss gab, kochten wir Milchreis, den Lukas leider nicht so mochte. Schade, schade! Mittlerweile war es aber richtig gemütlich geworden und so warm, das wir die Fleece-Jacken wieder auszogen und im T-Shirt rumliefen. Na gut, viel liefen wir nicht, eigentlich chillten wir vor der Wärmequelle und hörten unseren dampfenden Schuhen zu, wie sie zischten, als wir sie anstatt des Brotes über dem Ofen trockneten. Dann natürlich wieder Musik und schon hatten wir eine exklusive private „Party in the hut“. Party war wohl auch bei Michèl angesagt, der leider nicht an sein Handy ging, als wir ihm unser astrein gesungenes „Happy Birthday“ auf der Mailbox hinterließen. Alles, alles Liebe und Gute von uns dreien zu deinem 19. Geburtstag! Haben dich lieb!