02April
2016

Irgendwas mit Eisbären

Nach einer Nacht, die von heavy rains und tosendem Gewitter geprägt war, erwachten wir so gegen halb neun. Fix bauten wir das Zelt ab und machten uns ans Frühstük. Mittlerweile gab es zwar keine Nüsse mehr zu den Haferflocken, dafür aber immer eine leckere Nashi zum Nachtisch. Während wir die Cerealien verschlangen, hörten wir Radio. Aals der Radiosprecher die Uhrzeit ansagte, stutzten wir. „It’s 8:10, and you’re listening to…“. Wie bitte? Die Uhrzeit war ja eine ganze Stunde zu unserer versetzt! Oha, Violas Handyuhr ging eine Stunde vor. Naja, da hatten wir wohl ein paar Tage in der falschen Zeitzone gelebt. Dafür konnten wir jetzt umso entspannter sein.

Von Milnthorpe brauchten wir noch eine halbe Stunde bis Takaka, wo wir zur Bücherei wollten um die Blogartikel hochzuladen. Da jene aber noch geschlossen hatte, schauten wir uns auf dem Markt um, der gerade im Aufbau war. Alles war hier handgemacht und local, sehr cool! Zum Beispiel verkaufte eine Frau gehäkelte und gestrickte Mützen aus der Schafswolle von einer weiteren Frau, die diese selber sponn. Des Weiteren gab es handgeschöpfte Seife, Gemüse aus eigenem Anbau, wunderbar duftendes Superfood und auch selbstgemachten Käse. Die Verkäufer waren in guter Stimmung, immerhin regnete es nicht mehr. Bei Käsemann wurden wir sogar ermuntert etwas zu probieren ohne den Zwang etwas kaufen zu müssen. Sehr köstlich. Auch laktosefreie fermentierte Milch kosteten wir.

Nach einem kurzen Büchereiaufenthalt gingen wir zu einem Laden namens „Wildflower“. Dort verkauften sie indische/alternative Klamotten, wo wir vorgestern neue Chillerhosen ins Visier genommen hatten. Nach reifer Überlegung wählten wir nun zwei aus – endlich wieder trockene und saubere Hosen neben dem Berg feuchter und/oder dreckiger Kleidung. Beim fresh Choice kauften wir eine Packung Reis für Timo und seine Freundin Teresa, die wir gleich besuchen fahren wollten und außerdem ein Sesambaguette vom Vortag für 99 ct. Zur Hälfte verspeisten wir dieses bereits auf dem Weg nach Totaranui.

Dort auf dem Campingplatz angekommen riefen wir Timo an, welcher uns daraufhin abholte. Er und Teresa wohnen in einer urgemütlichen Hütte etwas abseits und versteckt von den normalen Wanderwegen. Timo ist Neuseeländer mit deutschen Eltern, spricht also sowohl Englisch als auch deutsch fließend, teres kommt aus Spanien, spricht aber perfektes Englisch. Für die Hauptsaison arbeiten sie für das Department of Conservation, bewohnen daher dieses Haus für einige Zeit.

Freudig wurden wir empfangen und direkt zum Mittagessen eingeladen. Es gab Fisch, Brot mit selbstgefertigten Humus und einen leckeren Salat mit Avocado, Oliven, Schafskäse und Tomaten. Die beiden musste bald wieder zur Arbeit. Wir spülten ab, hingen unser Zelt zum trocken auf und machten uns alsbald auf zum office, wo Teresa arbeitete. Sie empfahl uns die Wanderung von Totaranui nach Anapai, die wir kurze Zeit später in Angriff. Vorher entdeckten wir jedoch in dem Buch, in dem man sich einzutragen hatte, wenn man seine Wanderung beginnt, drei bekannte Namen: Lukas, Viola und Christabel, 15/04/2013. Suuupercool! Wir waren ja schon mal für den Inland Track hier gewesen, hier stand es schwarz auf weiß!

Gerührt liefen wir los zum Strand von Anapai. Goldener Sand und rauschende Wellen erwarteten uns. Das Wetter hielt sich brav, kein Regentropfen fiel herab. Der Sand war vergleichsweise grob – ganz anders als gestern am Wharariki Beach. Dabei waren wir gar nicht so weit davon entfernt. Wir gingen mit den Füßen ins Wasser, doch in unbeobachteten Momenten klatschen die Wellen uns so stark entgegen, dass es aussah, als hätten wir uns in die Hose gemacht. Es gab eine klitzekleine Höhle und eine mysteriöse Fährte, die wie jene eines Bären aussahen. Allerdings führten sie aus dem Meer und wieder zurück. Ein Eisbär? Oder Pinguine mit Riesenfüßen? Dieses Rätsel blieb ungelöst als wir schon wieder auf dem auf dem Rückweg waren.

Im Haus war Timo bereits dabei eine Art Auflauf aus Kidney-Bohnen-Tomatensoße, Nachos und Käse zuzubereiten. Wir indes duschten endlich mal wieder nach 5 Tagen. Eigentlich doch ganz okay, oder? Glücklich und zufrieden, da gewaschen und gesättigt setzten wir uns mit Timo auf den Boden um Karten zu spielen. Teresa hatte noch zu tun und gesellte sich daher erst später dazu. Zwischendurch spielte Timo ein bisschen Gitarre. Es war so gemütlich und schön! Das Holz im Kamin knisterte, erwärmte die Holzhütte, aus der man übrigens einen Meerblick hatte, und zwei Freundinnen erfreuten sich einfach an diesem tollen Moment. Neuseeland. Hach… Wir wollten gar nicht daran denken, dass es schon der vorletzte Abend hier war.

Schläfrig geworden, mümmelten sich bald alle ins Bett. Wow, trocken, weiche Matratze und viel Platz – welch ein Luxus. Mit dem Ende eines TKKG-Hörspiels schlossen wir die Augen und schliefen ein.

Anapai Bay Eisbären oder was? Koru am Wegesrand